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Nakano Udon Schule – Nudeln zur Musik machen

Nakano Udon Schule – Nudeln zur Musik machen

Kochen war nie meine Stärke, besonders wenn es darum geht Lebensmittel nach einem Rezept komplett selbst zu machen. Aber als ich die Chance bekam die Kunst zu erlernen, Sanuki Udon herzustellen – das leckere Essen für die Seele der Präfektur Kagawa – konnte ich es nicht verleugnen.

Nachdem sie den Teig kräftig geknetet und getreten haben, schneiden die Schüler ihn vorsichtig in die flache rechteckige Form, die für Sanuki Udon charakteristisch ist.

Hinter einer Portion frisch geschnittener Sanuki Udon Nudeln blicken.

Lehrerin Ma-chan hilft die Nudeln in das kochende Wasser zu geben.

Das fertige Produkt – bereit zum Verputzen!

Tanzen auf Udon: Der Teig erfordert kräftiges Trampeln, um die richtige Konsistenz zu erhalten.

Sanuki Udon sind nach dem früheren Spitznamen von Kagawa, in der Provinz Sanuki, benannt und sind die beliebteste Art von Udon-Nudeln in der japanischen Shikoku-Region. Hunderte von Udon- Restaurants in dieser Gegend spezialisieren sich jetzt ausschließlich auf Sanuki Udon und sind normalerweise an dem Wort “Sanuki” in Hiragana (さ ぬ き) zu erkennen. Normale Udon-Nudeln (die runde, weiche, dicke Art) sind zylinderförmig, aber Sanuki Udon sind etwas anders und an ihrer rechteckigen Form zu erkennen, mit flachen Kanten und fester Textur.

Kurz nachdem ich in der Nakano Udon Schule in Kotohira ankomme, treffe ich unsere Ausbilderin für diesen Tag, Ma-chan, eine energiegeladene Frau mit ansteckendem Enthusiasmus, die stolz erklärt, dass diese Schule seit 103 Jahren geöffnet ist! Jetzt fühle ich mich wirklich wie in den Händen von Experten. Nach einem kurzen Appell der Schüler gehen wir in die Unterrichtsküche, um uns die Hände zu waschen, die Haare zu binden und die Küchenschürzen anzulegen.

Ich bin etwas besorgt, ob ich den Anweisungen einer Japanisch sprechenden Ausbilderin folgen kann, als Ma- chan mich direkt beruhigt und einen Stapel englischer Anweisungen vor mich und meine australische Nudelfreundin Felicity legt. “Seid ihr bereit Spaß zu haben?”, strahlt sie uns mit einem riesigen Lächeln an. Wir waren es, in der Tat.

“Gebe 500 Gramm Mehl in die Schüssel” – der Unterricht beginnt wie erwartet. Wir arbeiten an einem Teig Rezept zu zweit. Wir werden angewiesen, nach und nach Salzwasser zum Mehl hinzuzufügen und sanft mit unseren Fingern unter zu mischen, in einem Schritt der „das Mischen“ genannt wird.

Dann kommt “das Kneten”. Falten, rollen, falten, rollen, mit dem Partner abwechseln – ich dachte, wir machen einen ziemlich guten Job. Nicht so. “Härter!”, brüllt Ma-chan. Wir setzen unsere ganze Energie ein und werfen einen Blick auf unsere englischen Anweisungen. “Der Teig muss so hart sein wie ein Ohrläppchen”, heißt es. Dann passiert etwas ziemlich Unerwartetes. Eine Person aus jeder Zweiergruppe wird angewiesen den Tisch zu verlassen und ein Tamburin von der Rückseite des Raumes zu holen. Ja, ein Tamburin. Verwirrt gehorcht Felicity, während ich weiter unseren Teig gegen den Tisch schlage.

Plötzlich befiehlt die knapp 1,5 Meter große Ma-chan mit dem Tamburin in der Hand jedem still zu stehen. Sie wirft ihre Fäuste in die Luft und fängt an, das Tamburin gegen ihre Handfläche zu schlagen, “Eins-zwei-drei-vier. Eins-zwei-drei-vier” und deutet an, dass alle Partner mit Tamburins ihr folgen sollen. Dann erfüllt ein auffallend vertrautes Lied die Luft, das von einem CD-Player an der Vorderseite des Raumes ausgeht, die Melodie des berühmtesten koreanischen Popsongs aller Zeiten – Gangnam Style. Jeder blickt sich an und fragt sich, was zum Teufel passiert. Die Idee ist, dass wir den Teig zum 4/4-Takt des Gangnam Style kneten! Es soll uns ermutigen, uns wirklich etwas mehr anzustrengen. Ich habe das Gefühl, dass die ganze Situation auf mich und meinen Teig den gegenteiligen Effekt hat, ich bemühe mich überhaupt zu kneten, während ich die Tränen des Lachens, die über meine Wangen laufen, wegwische. “Heeeey – sexy Lady, OH OH OH OH, oppa Gangnam-Stil!” Ma-chan ist wirklich dabei und genießt das Chaos von elf Tamburinen, die laut über die Gangnam Style Basslinie klingen. Sie zieht ein ahnungsloses Klassenmitglied zu sich zu einem Tanz – “Spaß” ist der zweite Vorname der Dame.

Bald ist es Zeit für den nächsten, unerwarteten Schritt – “die Behandlung”. Anscheinend ist es nicht genug den Udon-Teig im Takt der einprägsamsten K-Pop-Melodie der Geschichte gegen den Tisch zu hämmern! Nein – der Teig muss anschließend kräftig zertrampelt werden! Wir werden angewiesen, den Teig in eine dicke Plastiktüte zu füllen, während sich die Songauswahl zu YMCA der Village People ändert. Wir werfen unsere Teigtaschen auf Matten auf dem Boden und springen, stampfen und drücken mit den Absätzen unserer schuhlosen Füße hinein. “Y-M-C-A!” Ma-chan übertrifft uns alle. Sie tanzt seit Jahren auf Udon-Teig und sie hat keine Angst es zu zeigen!

Es kommen drei weitere Songs, die es wert sind zu springen und zu stampfen, bevor wir schließlich zu unseren Tischen zurückkehren dürfen. Wir nehmen den ausgebreiteten Teig aus der Plastiktüte und formen ihn zu einem Klumpen zum Abkühlen. Wir erkannten, warum wir unseren Teig so gut mischen und kneten mussten. Denn damit die Klasse keine zweistündige Pause einlegen muss, während der Teig geht, verwenden wir den Teig, den die vorherige Klasse hergestellt hat. Die Klasse nach uns wird unsere liebevoll gestampften Stücke benutzen, nachdem er seine Zeit im Kühlschrank verbracht hat.

Es ist Zeit für den nächsten Schritt mit den zuvor gekühlten Teigbällchen – “die Rolle”. Wir rollen die Teigkugel aus, legen das Nudelholz in die Mitte und drücken es von unseren Körpern weg. Wir drücken und ziehen den Teig bis zum äußersten Rand. Anschließend drehen wir ihn um 90 Grad und machen dasselbe wieder, bis wir mit einem quadratischen Teig von etwa drei bis vier Zentimetern Dicke enden. Wir legen den gesamten Teig um das Nudelholz, halten beide Enden des Nudelholzes fest und rollen es auf den Tisch aus und schaffen dadurch gleichmäßige Schichten, die wir aufeinander falten – bereit für “den Schnitt”.

Mit dem Küchenmesser in der Hand, schneiden wir Teigstreifen von etwa drei bis vier Millimeter am Rand ab. Sobald der ganze Teig in lange, flache Nudeln geschnitten ist, erhalten wir einen großen Topf mit kochendem Wasser und legen die Nudeln hinein. Schnell kochen die Udon bei hoher Hitze für 8 bis 10 Minuten. Wir rühren mit langen Stäbchen, bis die Nudeln auf der Oberfläche schwimmen. Sobald sie fertig sind, lassen wir sie in einem Sieb abtropfen. Am Ende dieses lustigen Unterrichts haben Sie nicht nur Ihr Morgentraining, sondern auch die Udon, die Sie mit Ihren Klassenkameraden in der Schulküche zubereitet haben. Wir genießen unser hausgemachtes Sanuki Udon Mittagessen über einem Gemüse- Eintopf mit allem was dazu gehört.

Also, wenn Sie die Chance bekommen, auf Ihrer Reise nach Shikoku, einen Udon Kurs zu machen – trauen Sie sich. Machen Sie sich bereit mit Ihrem Hintern zu wackeln!

Fotografien von Jason Haidar & Text von Celia Polkinghorne

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Diese Region hat viele kleinere Inseln, darunter die für Kunstausstellungen bekannten Inseln Naoshima und Teshima. Der exquisite Ritsurin-Park befindet sich ebenfalls hier, und Kagawa ist nicht zuletzt für seine Sanuki-Udon (Nudeln) berühmt, welche aus ganz Japan Besucher anziehen. Die Präfektur wird daher manchmal auch die "Udon-Präfektur" genannt.”