Geschichte

Der Aufstieg lohnt sich - Kotohira-gu Schrein mit toller Aussicht

Der Aufstieg lohnt sich - Kotohira-gu Schrein mit toller Aussicht

Auf den ersten Blick scheint Kotohira nur eine andere kleine Stadt in der japanischen Landschaft zu sein. Aber wie sich herausstellt, rühmt sich diese Gemeinde von 10.000 Menschen nicht nur einer, sondern zwei historischen Schätzen.

Die Besucher passieren gigantische Torii-Tore und gehen die 785 Stufen hinauf zum Hauptschreinkomplex.

Wenn die 1.386 Stufen zum inneren Schrein zu herausfordernd sind, kann man den Kotohira-gu, den Hauptschrein, besuchen, der gnädiger Weise auf halbem Weg liegt.

Die Ema Halle, neben dem Hauptschrein, hat traditionell Seeleute und kürzlich sogar Astronauten angezogen, die Segnungen für ihre Reise suchen.

Der Aussichtspunkt am Hauptschreinkomplex bietet einen schönen Blick auf die Stadt Kotohira.

Viele Geschäfte und Restaurants säumen sich am Fuß des Schreinwanderweges.

Das 1835 erbaute Kanamaruza Theater ist Japans ältestes Schauspielhaus.

Im Inneren des Kanamaruza Theaters finden gelegentlich Kabuki-Aufführungen statt.

In der Präfektur Kagawa gelegen, ist die Stadt am besten bekannt als Schauplatz von Shikokus größtem und populärstem Schreinkomplex, dem Kotohira-gu-Schrein und beherbergt Kanamaru-za oder das große Konpira Theater, das älteste erhaltene Kabuki-Theater Japans, das Konpira Grand Theatre (auch bekannt als Kanamaru-za).

Der Kotohira-gu-Schrein, der liebevoll “Konpira-san” genannt wird, ist ein Shinto-Schrein und ein heiliger Wallfahrtsort für viele Japaner. Auf halbem Weg zur Spitze des 521 Meter hohen Berges Zouzu gelegen, befindet sich der Schrein am Ende eines langen, treppenbedeckten Pfades, der aus insgesamt 1368 Steinstufen besteht – 785 zum Hauptschrein und weitere 583 zum inneren Schrein.

Verdammt!

Zugegeben, es ist eine Weile her seit meinem letzten Besuch im Fitnessstudio, also hoffe ich, dass Omononushi-no-Mikoto, die Schutzpatronin der Konpira-san, mich behütet, während ich den mühsamen Aufstieg versuche!

Omononushi-no-Mikoto, ein Geist der Seefahrt, wird auch als buddhistische Gottheit Konpira bezeichnet – daher der doppelte Name des Schreins. Obwohl niemand genau weiß, wann Konpira-san gegründet wurde, ist der Schrein seit vielen Jahrhunderten ein Ort der Verehrung und hatte insbesondere eine Bedeutung für Kaiser Sutoku (1123-1142), den 75. Kaiser von Japan. Pilgerfahrten nach Konpira-san wurden in der Muromachi-Zeit (1336-1573) populär und sogar heute klettern Hunderte von Besuchern pro Tag die Stufen des Berges Zouzu hinauf, um ihre Aufwartung zu machen.

Heute aber bin ich an der Reihe, um zu pilgern und obwohl mehr als 1000 Schritte keine große Leistung sind, erwarte ich mit Spannung die Panoramaaussichten, die denjenigen versprochen wurden, die die Spitze erreichen. Die Wanderung beginnt in einer geschäftigen Einkaufspassage mit Souvenirläden und Restaurants, die lokale Speisen anbieten – darunter auch die viel verehrten Sanuki Udon – eine in der Gegend beliebte Art von Udon Nudel. Weiter entfernt finde ich fünf traditionelle Süßwarenhändler, die von Familien stammen, welche die Erlaubnis zum Handel auf dem heiligen Gelände des Schreins besitzen. Unter ihren weißen Sonnenschirmen verkaufen sie an vorbeiziehende Passanten Süßigkeiten.

Danach beginne ich mit dem Aufstieg der 785 Stufen, welche zur Haupthalle durch mehrere Schreingebäude und Museen führt.

Die Wanderung besteht jedoch nicht nur aus Steinstufen und malerischen Ausblicken. Auf dem Weg nach oben, komme ich an einer Fülle von Souvenirläden und sogar einem Sake-Museum (dem Kinryo Sake Museum) vorbei, in welche ich absteigen kann, wenn meine Beine sich ausruhen müssen. Zusätzlich finde ich viele wichtige kulturelle Güter entlang der Route, um mich von meiner Müdigkeit abzulenken, einschließlich der kunstvollen Holzschnitzereien und der großartigen Struktur des Asahi-no-Yashiro-Schreins (Schrein der aufgehenden Sonne), der 1837 in Hingabe an die Shinto-Sonnengöttin Amaterasu erbaut wurde. Hier bewundere ich die vielen schönen Gemälde und Skulpturen, die im omote-shoin (formeller Salon), oku-shoin (innerer Salon) und houmotsu-kann (Schatzhaus) ausgestellt sind.

Aber ich werde nicht lügen – die scheinbar endlosen 785 Schritte zu meistern fühlt sich wie eine Mission an und ich atmete erleichtert auf, als ich das Oomon Gate beim 365. Schritt erreichte. Das Tor markiert den Eingang zum weitläufigen Gelände des Hauptschreins und signalisiert das Ende des Aufstiegs. Ich mache meine Münzenspende, spreche meine Gebete und gehe weiter durch die friedliche Gegend.

Ich bin überrascht Bilder und Skulpturen von Hunden auf dem Gelände verstreut zu sehen. Einer der Priester erklärt, dass sie liebevoll Konpira Inu genannt werden und die Hunde repräsentieren, die einmal Ersatzpilger für ihre Besitzer waren, die den Schrein nicht persönlich besuchen konnten. Direkt neben dem Hauptschrein ist der Ema-Pavillon, der Platz zum Ablegen von mit Wünschen beschrifteten Holzplaketten, welche mit maritimen Exponaten dekoriert sind und dadurch die starke Verbindung des Schreins zu Fischern und Seeleuten zeigen. Ich wandere zu einem der vielen Aussichtspunkte und genieße einen Panoramablick auf die Sanuki Ebenen und den Berg Iino, der schlafende Vulkan, bekannt als “Sanuki Fuji”. Heute ist ein besonders klarer Tag, so dass ich sogar das schöne Seto Binnenmeer sehen kann, welches in der Ferne glitzert.

Mein gelassener Geisteszustand wird plötzlich unterbrochen, da ich mich erinnere, dass ich nur etwa 40 Prozent des Aufstiegs absolviert habe!

Einen zweiten Aufwind beschwörend beginne ich mit dem Aufstieg auf die verbleibenden 583 Stufen, die auf einem bewaldeten Pfad zum Izutama-jinja-Schrein hochführen. Dies ist definitiv der schwierigste Teil, da ich vom ersten Anstieg bereits müde bin und es gibt nicht viele Stopps und Ablenkungen auf dem Weg. Es ist auch der ruhigste Teil, denn es ist selten für Besucher sich weiter als bis zu dem Hauptschrein zu wagen. Daher fühlt sich dieser Abschnitt der Reise am spirituellsten an, wenn ich Schritt für Schritt tiefer in den Wald klettere.

In der Nebensaison können Besucher das Gebäude mit seinen vielen faszinierenden Eigenheiten erkunden. Wie ein Kind auf einem Spielplatz sitze ich in der von Laternen gesäumten Zuschauerhalle auf dem traditionellen Tatami-Sitz (Reismatte). Ich gehe hinter die Bühne und ziehe einen Hebel, um die manuell betriebene Drehbühne zu bewegen, gehe weiter hinter die Kulissen, um die Umkleideräume zu besichtigen und springe herunter und wieder hoch aus den hölzernen Falltüren, welche von den Schauspielern benutzt werden, um während der Aufführung dramatisch die Bühne betreten und verlassen zu können. Ich stelle mir die herzerwärmenden Dramen, Liebesgeschichten, moralischen Konflikte und Tragödien vor, die das Publikum seit Hunderten von Jahren an diesem Ort bewegt haben.

Fotografien von Jason Haidar & Text von Celia Polkinghorne

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Diese Region hat viele kleinere Inseln, darunter die für Kunstausstellungen bekannten Inseln Naoshima und Teshima. Der exquisite Ritsurin-Park befindet sich ebenfalls hier, und Kagawa ist nicht zuletzt für seine Sanuki-Udon (Nudeln) berühmt, welche aus ganz Japan Besucher anziehen. Die Präfektur wird daher manchmal auch die "Udon-Präfektur" genannt.”