Geschichte

Motonosumi Schrein – Der perfekte Zugang zu einem Gott

Motonosumi Schrein – Der perfekte Zugang zu einem Gott

Die Fahrt durch die morgendliche Dunkelheit entlang einer Küstenautobahn erweckt das Gefühl in mir, dass auf der Straße und den umliegenden Wäldern Wildtiere leben. Nach einer langsamen, scharfen Kurve auf der schmalen Straße steht plötzlich ein riesiges Wildschwein vor mir, geblendet von meinen Scheinwerfern. Die ganze Zeit pfeifen starke Winde durch die Zweige neben der Straße, während das Schwein und ich einander anstarren. Die Dunkelheit verbirgt alles außer das Tier vor mir und ich fühle mich wie tief in der Wildnis. In Wirklichkeit bin ich nur wenige Minuten von den berühmten roten Toren des Motonosumi Inari-Schreins in Nagato, in der Präfektur Yamaguchi, entfernt.

Obwohl das nicht der offizielle Eingang ist, starten die meisten Besucher den Weg durch die lange Tor-Reihe auf dem Parkplatz.

Für den Blick auf das Küstenmeer lohnt sich der Besuch der Nagato-Region in der Präfektur Yamaguchi.

Die 123 Tore stehen so nah beieinander, dass sie wie eine Schlange aussehen, die sich den Berg hochschlängelt.

Der Blick auf das Japanische Meer.

Eine Statue des legendären weißen Fuchses, soll für den Wurf auf die Spendenbox in 5 Meter Höhe Glück bringen.

Nach einer unglaublich windigen Fahrt komme ich erleichtert und etwas aufgeregt an, bin aber auch ein bisschen enttäuscht, auf dem Parkplatz ein Taxi vorzufinden – obwohl ich schon vor Morgengrauen aufgewacht war, bin ich trotzdem nicht der erste Besucher des Tages. Eine Gruppe von Touristen aus dem Ausland ist bereits vor Ort, um Fotos zu machen. Nun, ich bin vielleicht nicht der Erste, aber ich werde der Abenteuerlustigste sein – glaube ich.

Die leuchtend roten Tore, die zum Meer führen, sind ein spektakulärer Anblick und die umliegende Natur verstärkt diesen schönen Anblick. Wenn man auf das Wasser schaut, scheint die Welt endlos zu sein, nur Ozean, Wolken und Himmel, die den Ausblick hinter dem Schrein ausmachen.

Da die Super-Frühaufsteher oben bleiben um den Blick über die roten Tore zu genießen, entscheide ich mich, nach unten zu gehen. Es regnet. Es regnet und ich merke erst gar nicht, dass es keine Stufen, sondern nur einen steilen Betonhang gibt und einen rutschigen noch dazu – nicht gut. Im Handumdrehen falle ich und suche nach der nächsten Sache, die mich retten kann. Glücklicherweise gibt es 123 hellrote Tore, die leicht zu sehen und bei jedem Schritt erreichbar sind.

Mein Rat? Gehen Sie den Hang sehr langsam herunter. Bei Regenwetter sollten Sie auch auf das Tragen einer an einem Stativ befestigten Kamera besser verzichten.

Kaum bin ich am Ende des Hangs angelangt, habe ich Zugang zu einer ganz neuen Welt. Von dem grasbewachsenen Felsvorsprung auf der linken Seite aus, der sich direkt über dem Meer befindet, bemerke ich, dass die gefiederten Lebewesen zum Leben erwachen. Mächtige Raubvögel heben sich von geschützten Plätzen ab, als die Wellen gegen die Felsen unten prallen. Meer, Land und Luft scheinen hier irgendwie miteinander verbunden zu sein und schauen den geflügelten Raubtieren zu, wie diese abheben und über den Ozean fliegen. In der Tat ist die reiche Natur auch der Grund, warum diese Stätte überhaupt existiert.

Die Legende besagt, dass ein Fischer, der durch die Schätze des Meeres reich geworden ist, von einem weißen Fuchs, einem Shinto-Geist namens Inari, besucht wurde. Der Fuchs erhob Anspruch an dem Erfolg des Fischers und es schien nur angemessen, solch einen großzügigen Wohltäter zu ehren. Der seit 1955 stehende Tempel reichte dafür nicht aus. Der Weg der Hingabe wurde 1987 begonnen und besteht derzeit aus 123 roten Toren und wurde vom glücklichen Fischer als Hommage an den mysteriösen Fuchs geschaffen.

Das Tor an der Spitze des kleinen Schreinkomplexes hält an seinem höchsten Punkt eine Andachtsbox für Spenden. Manche halten es für eine Wunschbox – bringen Sie Ihre Münze in die Schachtel und Ihr Wunsch sei erfüllt, heißt es. Ein verführerisches Angebot, aber den 5-Meter-Wurf zur Spitze des Tors zu machen, ist keine leichte Aufgabe. Nachdem ich meine mageren Vorräte an “glücklichen” 5-Yen-Münzen aufgebraucht hatte, gab ich auf und kam zu dem Schluss, dass das Glück hier zu sein, ausreiche und ich nicht mehr verlangen könne.

Nachdem ich durch das letzte Tor auf dem Vorgebirge gegangen bin, wende ich mich dem Meer zu und genieße die Aussicht. Erst dann erkenne ich, dass ich eigentlich am Eingang stehe, nicht am Ausgang. Aber natürlich! Wenn es ein Schrein ist, der dem mysteriösen Fuchs gewidmet ist, der Anerkennung dafür bekommt, dass er die Schätze des Meeres zur Verfügung stellt, ist es nur natürlich anzunehmen, dass der Fuchs sich dem Ozean nähern würde.

Ah, Schätze des Meeres. Ich erinnere mich daran, selbst auf die Suche nach einer Belohnung für diesen frühen Morgen zu gehen – einem reichhaltigen Frühstück. Vielleicht Fisch?

Fotos & Text von Julian Littler

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Yamaguchi

Yamaguchi ist von Meer, Bergen und Flüssen umgeben und erfreut sich eines milden Klimas, welches das ganze Jahr über angenehm ist. In Hinsicht auf Naturschönheiten hat die Präfektur mit einer Küstenlinie von zirka 1.500 Kilometern viel zu bieten. Eine der drei berühmtesten Brücken in Japan, die Kintai-Kyo, und andere Sehenswürdigkeiten sind lohnende Ziele, und Fugu (Kugelfisch) ist ein delikates Wintergericht.