Aber zunächst heißt es: einchecken.

Ein Hotelmitarbeiter nimmt unser Gepäck entgegen und nach einem kurzen Check-in an der Rezeption wird uns direkt in der Lobby heißer Matcha-Grüntee serviert. Mit jedem Schluck spüre ich, wie sich meine Reisemüdigkeit verflüchtigt.

Obwohl er alle Merkmale eines traditionellen Ryokans aufweist, fühlt sich Hanajyukai deutlich weniger steif als andere, die wir erlebt haben. Weniger wie eine Sitzbank in einem Museum und eher wie ein Sessel auf einer Veranda. Aber das ist die Magie von Omotenashi, der traditionellen japanischen Gastfreundschaft, auf die sich Hanajyukai rühmt.

Wir fühlen uns sofort zuhause.

Die nächste Überraschung erwartet uns, als wir einem Angestellten in den Aufzug folgen und feststellen, dass es nicht hinauf, sondern hinunter in unser Zimmer geht. Direkt in die Seite eines Berges gebaut, betreten Sie Hanajyukai tatsächlich im oberen Teil des Gebäudes – aber lassen Sie sich davon nicht täuschen. Die Höhe des Berges bietet atemberaubende Ausblicke von jedem Stockwerk aus.

Als wir in unser Quartier eintreten, sind wir erneut überrascht. Ausgestattet mit echten Tatami, Schiebetüren und einem mehrstöckigen Grundriss, der sich mehr wie ein Haus als ein Hotel anfühlt, bietet unser Zimmer – oder eher die Zimmer – ein Gefühl von Großräumigkeit, wie es selten in Japan zu finden ist.

Als der Angestellte die Vorhänge öffnet, bleiben mein Partner und ich wie vom Blitz getroffen stehen.

Vor uns wetteifern die natürliche und die urbane Schönheit wie rivalisierende Liebende darüber, über wen das entzückte Auge ihres Bewunderers am längsten verweilen sollte. Hier ziehen die raffinierten Erdtöne der Skyline der Stadt eine klare Linie gegen das verführerische Blau des glitzernden Seto-Binnenmeer, während geometrische Türme und sanft geschwungene Inseln sich ergänzen.

Der atemberaubende Ausblick selbst ist eine entzückende Ergänzung zu den einzelnen Merkmalen.

“Vor 28 Jahren waren wir hier in einem zweistöckigen Gebäude”, sagt Manabu Kozai, Sales Manager bei Hanajyukai. “Aber als der Besitzer, Masahiro Mitsuya, das Ryokan von seiner Mutter übernahm, plante er, unser traditionelles Ryokan aufzuwerten, um die städtische Sicht auf Takamatsu mit einzubeziehen.“

Aber Hanajyukais tatsächliche Ursprünge reichen über 90 Jahre zurück und zwar nicht nur über Takamatsu hinaus, sondern über Japan als Ganzes bis zu dem, was – erstaunlicherweise – Nordkorea geworden ist.

“Der ursprüngliche Besitzer hatte dort jahrzehntelang ein traditionelles japanisches Gasthaus betrieben, kehrte aber 1948 nach Japan zurück”, sagt Kozai. “Dann haben die Dinge hier in Takamatsu ihren Lauf genommen.”

Heute ziert ein prächtiger Blumengarten den nahegelegenen Platz, wo das alte Gebäude stand und dessen Blüten schmücken die zahlreichen Sträuße, welche durch Hanajyukai gehen. Ich kann nicht anders, als die Zärtlichkeit dieser scheinbar familiären Huldigung zu fühlen.

Mit ihrem eigenen Garten und dem wunderschönen Berghang, der von der Unterkunft aus herabführt, ist die Aussicht von Mitsuya eine ästhetische Augenweide, die sich mit den Jahreszeiten dramatisch verändert.

Man braucht nicht nur am Fenster zu stehen, um diese schönen Bilder genießen zu können. Sie können sie auch bequem von einem Onsen aus bewundern – und Hanajyukais Onsen gehört zu den besten in Japan.

Mit dem seltenen PH-9-Hydrogenkarbonat-Wasser, das für seine Fähigkeit der Hautverbesserung bekannt ist, können Sie buchstäblich die verjüngende Glätte des flüssigen Elements spüren, sobald Sie es berühren.

Natürlich ist öffentliches Baden nicht jedermanns Sache, aber selbst wenn diese traditionelle japanische Praxis außerhalb Ihrer Komfortzone liegt, ärgern Sie sich nicht. Hanajyukai bietet genug Optionen, um sicherzustellen, dass Sie unabhängig von Ihrer Komfortzone eine für Sie passende Möglichkeit finden, sich an diese Praxis zu gewöhnen.

Nicht bereit für ein öffentliches Bad? Kein Problem. Entspannen Sie Ihre Füße im Ashiyu-Fußbad im Außenbereich, umgeben von einem beeindrucken Ausblick auf der Veranda. Und wenn das Ihnen nicht zuspricht, können Sie eine traditionelle japanische Zypressen-Badewanne genießen, die mit vulkanisch erhitztem Mineralwasser gefüllt ist, geschützt durch die Privatsphäre Ihres eigenen Hotelzimmers.

Und angesichts der üppigen Größe des Bades, können Sie in diesem Moment der Entspannung allein, mit der Familie oder mit jemandem Besonderen als Abschluss eines romantischen Abends genießen.

Natürlich ist keine Ryokan-Erfahrung komplett ohne ein gutes Essen und auch in diesem Bereich überzeugt Hanajyukai auf vollster Linie. Jede Mahlzeit folgt in einer Reihe von kulinarischen Meisterwerken so perfekt aufeinander abgestimmt, dass keine Lücke entsteht. Sobald Sie ein Gericht beendet haben, folgt buchstäblich schon das nächste.

Wie das funktioniert?

Omotenashi.

Sie beobachten Ihren Fortschritt und liefern den nächsten köstlichen Gegenstand genau dann, wenn Sie dazu bereit sind. Als Ergebnis passiert jeder Bissen Ihre Lippen mit der perfekten Temperatur und Frische, die nur wenige Augenblicke zuvor zubereitet worden sind. Wenn eine Gourmet-Mahlzeit mit einer Nacht in der Oper verglichen wird, würde Hanajyukai ein mehrere Soli spielendes Ensemble sein, was Ihnen die Gelegenheit gibt, jede virtuose Aufführung mit ungeteilter Aufmerksamkeit aufzunehmen.

Unnötig zu erwähnen, dass unsere kulinarischen Dirigenten nie einen Ton verfehlen.

Nach unserem köstlichen Abendessen kehren wir auf unser Zimmer zurück, um uns in unserem privaten Onsen zu entspannen. Im dampfend heißen mineralreichen Wasser sitzend, mit geöffneten Fenstern, die eine kühle Brise hineinlassen, glitzern die Stadtlichter von Takamatsu in der Ferne wie Edelsteine am dunklen Nachthimmel.

Denn selbst in der Dunkelheit leuchtet wahre Schönheit.

Fotos & Text von Peter Chordas